- Besinnung - 5 -

           LEBEN - unfassbare, anfassbare Realität

      Manchmal kneifen wir uns in den Arm und merken Unbegreifliches: "Ich bin da." Was fangen wir nun mit uns an? Der Psychotherapeut Eric Berne sagte: Jeder von uns wird von einem LEBENS-SKRIPT gesteuert. Es wirkt in unser Denken und Fühlen und ist uns zunächst unbewusst. Heute wissen wir: Unsere Gene und die Erfahrungen, die bereits im Mutterleib beginnen, bewegen uns. Sie sind die Basis bis in unser erwachsenes Leben. Die Erfahrungen von Mutter und Vater und ihre Lebenssituation legen die Grundlage. Ihre Kräfte, Einstellungen und die der Gesellschaft formen uns. Um sie uns bewusst zu mache, fragen wir: Wer waren die Eltern und Angehörigen? Was waren ihre glücklichen und unglücklichen Lebensumstände? Was waren Ereignisse zwischen Zeugung, Geburt und Kindheit? Was waren gelöste und ungelöste Probleme? Was waren Ereignisse der Familien- und Volksgeschichte?

      Auf den Ebenen von Körper- und Seele hat das wachsende Kind eine unbändige Lust zum Leben und Lieben. Es nimmt von Beginn an an allem teil: Es hat mächtige Energien zum Entfalten und Wachsen. Es entwickelt elementare Bedürfnisse, zu nehmen und zu geben. Es spürt den Austausch mit der Mutter und über sie mit dem Vater. Es ist total auf sie eingestellt. Es fühlt sich als Teil von ihr und unterscheidet nicht zwischen Ich und Du. Übermächtig spürt es Dasein, Glück, Schmerz, Gelingen und Störungen. Jubelnden Einklang erlebt es beim Einnisten in ihren Leib und im Wachsen. Bei Störungen körperlicher und seelischer Art spürt es Zuneigund und Nähe, Fülle und Mangel, Hunger und Schmerz, die sich in seine Zellen eingraben. Gegen alle Lebensbedrohungen entwickelt es Abwehr-Strategien. Die urtümlichen, primären Regungen sind fast unbenennbar, und Worte sind ein unzulänglicher Versuch, ihre Richtung, Empfindungen und Gefühle in Sprache zu übersetzen.

      Lebensanweisungen erteilen uns auch die umgebenden Überlieferungen und Kulturen. Eric Berne nannte fünf Forderungen das 'Mini-Skript'. Es sind die Aufträge von Autoritäten, Traditionen, Religionen, Schulen, Militär und Wirtschaft. Sie schreiben vor, wie  der/die Heranwachsende funktonieren sollen. Sie geben Zensuren von Gut und Böse, loben und tadeln. Sie nennen Pflichten und fordern deren Erfüllung. In vielen Jugendlichen entwickelt sich daraus ein rebellisches Ich. Es hat den Drang, alles selbst bestiimmen zu wollen. In der Ichfindung zwischen Fügsamkeit und Aufmüpfigkeit meldet sich das rebellische 'Anti-Skript' .Es fordert: "Sei dagegen! Wehre dich!"

Die fünf Antreiber des 'Mini-Skripts'
        1.
Sei vollkommen. Mach keine Fehler.
        2.
Zeig keine Gefühle und Schwächen.
        3.
Sei der Schnellste.
        4. Bekämpfe dein Ich, und s
ei immer für andere da.             
        5.
Sei nie zufrieden, und komme nie bei deinen Zielen
an.

Wie gehen wir mit Skript und Antiskript um?
     
Wir nehmen uns Zeit, bedenken unser Leben und be suchen Erinnerungen und Ermutigungen. Das Lebensskript, Vorschriften, Miniskrpt und Anti-Skript beengen eigenständiges Finden, Fühlen, Denken und Handeln. Es legt oft Lasten auf mit Schuldgefühlen, Vorwürfen oder Forderungen. Wir fragen Körper, Seele und Geist nach ihren Energien, Talenten und Bedürfnissen. Sie zu erkennen ist schwere und leichte Arbeit. Unsere Energien melden sich als Wünsche, Freiheiten und Hoffnungen. Wir befolgen nicht mehr blind fordernde Anweisungen von außen. Wir hören alles, prüfen alles, gehen weiter und geben uns selbst Erlaubniss zu denken. Wir suchen unser tiefstes Fühlen und handeln.

      Ermutigungen beginnen mit: "Du hast das Recht. Es ist erlaubt. Du darfst.. " Sie sind wie offene Tore. Wir spüren Einladungen zu einem Leben für uns, fürwohlwollendes Verbunden- und Partnersein. Mit Erlaubnissen und Ermutigungen betreten wir einen Weg der Selbstbestimmung und Selbstfindung. Lebensfördernden Stimmen öffnen die Energien des Herzens. Sie tun gut und tun Gutes. Fremde Stimmen angeblicher Autoritäten lassen wir am Wegrand stehen. Unterstützende Impulsen geben wir Platz in allen Energiefeldern von Körper, Seele und Geist. Mit ihnen entschließen wir uns: "Ich mache mich auf den Weg und handle ..."

Beispiele für Erlaubnisse und Ermutigungen
        1. Ich darf da sein. Ich darf mich zeigen.  Ich darf gut sein.
        2. Ich darf Gefühle und Schwächen haben.

        3.
Ich darf meinen Kräften, Möglichkeiten, meinem Maß und Mut zustimmen.
        4.
Ich darf andere und mich selbst mögen, mitfühlend sein, Hilfe geben.
        5. Ich darf meine Ziele haben, sie erreichen, verbunden sein und glücklich sein.

Freude am Leben
Wir erlauben uns, Körper, Seele und Geist gleichrangig wertzuschätzen.
Wir erlauben uns, ihre jeweilige Verletzlichkeit zu achten.
Wir erlauben uns, die Erde als Zuhause zu sehen und uns als Kinder des Universums
Wir erlauben uns, wache Personen und freundliche Partner zu sein.
Wir erlauben uns, vergangenes Leid zu achten, und es in der Vergangenheit zurück zu lassen
.

Wir erlauben uns, für Neues offen zu sein und uns ohne Vorurteile und Illusionen zu entfalten
Wir erlauben uns, für uns und andere freundlich zu sorgen.

Wir erlauben uns, Gutes, Entspannnendes und Schönes zu erreichen:

Wir erlauben uns, Probleme zu lösen, und uns an Glück und Zufriedenheit zu freuen.

Wir erlauben uns, unseren Platz
einzunehmen.

Werdegeschichte
      Vor Millionen Jahre wurden Menschen Läufer und Geher auf zwei Beinen. Sie wurden Tätige mit zwei Händen und Denkende mit fühlender Seele. Sie wurden Verbundene und Partner in einer Gemeinschaftswelt. Neue Herausforderungen, Aufgaben und Arbeit begannenn. Sie sind Teilnehmer und Teilgeber. Die Welt wurde immer größer. Es stellte sich die Aufgabe, die Energiefelder "Ich" und "Du" in Balance zu halten und Schädliches und Böses zu meiden.

      Allen Lebewesen mutet die Natur zu, Überlebensnischen zu finden, und die eigenen Talente für den Unterhalt zu entfalten. Partnerschaftliches Sich-Verbinden schenkte den Menschen Sicherheit, Sattwerden und gemeinschaftliche Glückgefühle. Seit der Erfindung der Landwirtschaft erarbeiteten sich die Menschen Reichtümer, vielfältiges Wissen, Schreiben, Lesen, das Bauen von Hünengräbern, Pyramiden und aufwendige Heiligtümer. Die Tiere blieben weiter in ihren naturgegebenen Grenzen. In der selbstgeschaffenen Menschenwelt jedoch erhoben sich nie vermutete, nie dagewesene Probleme mit tyrannischen Herrschern, Völkerkriegen, Verteilung der Reichtümer und Beschädigungen von Erde und Klima.

      Das Gehirn entwickelte ein Gewissen. Es wurde der Bewacher ihrer Verbundenheiten und Partnerschaften. Es prüfte die Einstellungen zu Außenwelt und Innenwelt, und es gab ihnen Bewertungen von 'gut', 'weniger gut' oder 'schlecht' - für die Bedürfnsse Einzelner und die der Gemeinschaften. Mit vertrauten und mit fremden Personen gab es Menschen unendlich viele Bündnisse. Mit Macht und Rafinesse eroberten sie die ganze Erde. Es gab Ausbeutung und Zerstörung aber auch Achtung und Wertschätzung.

     Macht, Freiheit, Achtung und Wohltun gehören zusammen. Einschränkungen erfahren die Menschen von Mutterleib an. Am Vorbild von Vater und Mutter lernen wir Verbundensein. Auch in Schule und Gesellschaft sind wiir Lernende. Unser Lebenstrieb ist nicht ein alles beherrschender Egoismus. Die Evolution gab Raum für Zeugung, Erzeugung und vielfältige Entfaltung. Alle Wesen sind zum Leben Gerettete. Das Leben stemmt sich gegen Zerbrechlichkeit, gegen Vergänglichkteit und Tod. Es begrenzt Freiheit und Wachstum. Menschen kennen schwer aushaltbare Ohnmachtserfahrungen. Wir sind eingestimmt in Sich-Kümmern. Jeder hört eine Lebensmelodie, die von Anlagen, Erfahrungen und Skript geprägt ist. Ohne Achtung und Respekt erhebt sich eine zerstörende, kriminelle 'Entmenschung'. Was sind wir dann? Sind wir dann 'Untiere'?

   Die Erde ist kein fernes Land zur Eroberrung sondern unser Zuhause. Wir dürfen sie als als Garten, den wir pflegen, sehen. Wir stellen uns seinen Eigenarten und seinen Bedürfnissen. Eine Lebenswelt wie in der genbestimmten Tierzeit ist nicht wieder herstellbar. Die Tierwelt war kein Paradies. Tiere sind den Gegebenheiten der Natur ausgeliefert und von ihnen abhängig. Unsere Vorgänger aber machten sich in vielfacher Weise von Abhängigkeiten frei. Sie wählten eine neue Sicherheit und neues Wohlbefinden. Sie schlossen sich zu gegenseitigem Helfen zusammen. Sie kostete einen neuen Preis: Er ist die Abhängigkeit von Mitmenschen. mit denen sie sich verbünden. Ihr Beistand in allen Lebenslagen wirkt im Guten und im Bösen. Lösbare Bündnisse sind anpassbar, stark aber auch zugleich schwach. Sie beflügeln, begeistern und fordern Arbeit für das Gehirn. Sie sind ein hoher, anspruchvoller Preis.

     Die Abenteuer und die Arbeit für Verbundenheiten sind das Hauptthema der Romane, Filme und Politik. Verletzbare Partnerschaften mit ihrem Heil und Unheil fomen das Leben der Menschen. Sie geben Glück, Ziel und Sinn. Sie wirken zur Achtung und Gleichrangigkeit von Mann und Frau, Jung und Alt, Groß und Klein, Reich und Arm, Weiß und Schwarz. Sie bestimmen Gegenwart und blicken in die Zukunft. Jeder Mensch, in besonderer Weise ihre geistigen Führer, haben die Aufgabe, das menschliche Dasein, sein Wohlbefinden und Unheil zu erforschen. Überall ertönt die schöne Lebensmelodie: "Leben ist Geschenk. Glück ist Partnerschaft mit uns selber und miteinander." .

    Diese Besinnung auf das Menschenglück übersetzten Dichter in Verse.:Johann Wolfgang Goethe: "Warum gabst uns,
Schicksal, die Gefühle, uns einander in das Herz zu sehn...
Friedrich Schiller: "Freude, schöner Götterfunke, Tochter aus Elysium,
wir betreten freudetrunken, Himmlische dein Heiligtum...
Groucho Marx, amerikanischer Spaßmacher: "Dies sind meine Prinzipien, wenn
ich welche habe. Wenn sie dir nicht gefallen, ich habe auch andere."

© Besinnung 5 - ERLAUBNISSE, www.bieback.de -   11.1.2025
06 ATEMLOS durch die Nacht