Strand an der Nordsee 

                   WAS FÜr EINE WELT IN UNS UND UM UNS!                                         Meditation - 8-
In uns spiegelt sich das Universum.
Wir sind Teil seiner schenkenden Lebendigkeit, über die wir staunen. Alles haben
wir von ihm bekommen.
Mit ihm sind wir im Zwiegespräch durch Taten, Gefühle, Gedanken und Worte. Jedes Atom
in uns erzählt die Geschichte vom Werden eines Weltalls, einer Milchstraße, einer
Sonne und einer Erde mit ihren
Pflanzen und Tieren.
Jede Zelle berichtet
vom Kommen und Gehen von Millionen Generationen. In der
Gestalt unserer Körper
spiegeln sich die Erfahrungen von Leben, Gefahren, Schmerzen,
Überleben
und der Lebensliebe unserer Vorgänger. In Körper, Seele und Geist sind wir mit einander, mit
dem Universum und der Lebensquelle verbunden.
Was macht aus Tieren Menschen
?

     EINE WUNDERLICHE, WUNDERBARE GESCHICHTE EREIGNETE SICH     beim Entstehen der Elemente, der lebenden Zellen, der Pflanzen, Tiere und uns Menschen. Überall schwimmt, krabbelt und kribbelt jede Art zu je eigenem Glück. Wir alle entfalteten uns im Zwiegespräch mit Umwelt und Natur. Von 5.500 Säugetierarten entwickelten wir Menschen das aufrecht gehende Laufen auf zwei Beinen, helfende Handreichungen, Lachen und Weinen, Teilnehmen und Teilgeben und mit ihnen ablegbaren Werkzeuge.

      Unseren Vorläufer entwickelten eine 'Ich-Du-Wir-Parallel-Innenwelt' in ihrem Geist. In ihm wohnten neben dem eigenen 'Ich' Vater, Mutter, Geschwister, Freunde und nahe Gruppenangehörige. Menschen sorgten für sich und für andere. Sie waren offen, sich mit Anderen und Anderem zu verbinden. Unsere Vorläufer entwickelten für ein vielfältiges Miteinander Helfen, Sprechen und Sprache. Ihr Gehirn wurde eine Werkstatt, das unablässig erkundet: Wie geht es mir - und wie geht es dir? Was ist zu tun? Menschen suchen Nahe-Sein oder Ferne-Sein, dem Leben Wohltuendes und manchmal Wehtuendes. In kleinen Primatengruppen wurden durch Geben und Nehmen ausTieren Menschen.

      VOR DIR, UNIVERSUM, STEHEN WIR HEUTE ...
          ... ohne knieende Unterwürfigkeit                               und erkunden unsere Werdegeschichte und die des Universums.
         ...  mit unendlichem Nichtwissen                                    und staunen über uns und die Welt.
         ...  mit Kräften unendlicher Zuneigung und Liebe        und erleben endliches Glück und endlichen Schmerz
         ...  mit unaufhörlichem Fragen.                                       und Wählen-Müssen, mit wem oder was wir verbunden sein wollen..

       VIELFÄLTIGE ERRUNGENSCHAFTEN      halfen unseren Vorläufern; in rauher Natur zu leben und zu überleben. Kaum jemand wil heute in die frühere Wildnis zurück. Die angehenden Menschen entwickelten den weiten Blick nach vorn und in die Zukunft, das Einander-Nahe-Sein mit Augen, Händen, Armen und Sprechen. Erst vor 50-10.000 Jahren verließen sie die Traditionen der umherziehenden Sammler- und Jäger-Gemeinschaften. Ihr Gehirn, das schon so groß war wie das von uns Heutigen, hatten sie schon vor etlichen Hunderttausen Jahren, wie archäologische Funde es belegen. Doch irgendetwas hat sie gehindert, Land zu bebauen und die 'Kulturzeit' zu beginnen. Sie zogen es vor, Finder zu bleiben. Scheuten sie Kontrolle, Zukunftsplanung, Arbeit, sichere Nahrung und viele Kinder? Fürchteten sie Besitz, Dienste oder Herrschaft von Fürsten, Patriarchen, Priestern und Wahrsagern und Zahlenrechnern?

        Erst seit gut 10.000 Jahren entwickelren sie die Bauern-, Handwerker-, Händler-, Zähler- und Stadt-Kulturen. Nun gibt es Ober-Herren und -Damen. Forderungen nach verlorener Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit erhoben sich erst in unseren letzten Jahrhunderten. Aus Wohnhöhlen sind Burgen, Paläste, Schlösser, Fabriken, Wolkenkratzer und Armenviertel geworden, dazu Tausende von Tiersklaven, gehorsame Arbeiter und Soldaten.

        Doch die Zeit der Bauern-, Handwerker- und Händler-Kulturen geht heute ihrem Ende entgegen. Mt Digitalisierung, Globalisierung, smart-Phones, Parteienherrschaft nach verlorener Gleichheit und Freiheit und KI. Nun verlassen die Menschen das frühere Kultur-Glück, seine Errungenschaften und Probleme. Nun dienen uns Energien der Natur, Maschinen, Medien und Computer. Nun werden Menschen Abhängige von unpersönlichen Medien, Herrschern und Computern. Die neue Zeit bringt Begeisterung fürf Automatisierung und Roboter. Sie entlasten von körperlicher und geistiger Arbeit. Die Probleme mächtiger Herrschaften, Entfremdung und Ausbeutung und Menschen-Vermehrung zittern durch die Erde und erfordern es, unser Menschsein neu zu bedenken. Die milliardenfache Vermehrung, die Vermüllung von Land, Luft und Meere bedrohen alles Leben und Kriege als Lösung von Konflikten ebenso. Stars, Kämpfer, Geldvermehrer und Grenzüberschreiter begeistern, und ihre Idelologie erklärt:: "Leben hat keinen Sinn. Alles ist Zufall, Kampf und Beute-Machen " - Doch immer wieder stellen Personen neu die Frage: "Kann das alles sein? Was berührt und bewegt wirklich das Menschenherz und seinen Geist?"

     UNSER GEHIRN      sucht Antworten. Unsere Stammväter und -Mütter erstrebten nicht das Glück jagender Raubtiere mit Muskeln, Krallen und Reißzähnen und nicht das Glück grasender, hörnerbewährter oder der Nektar-saugenden Bienevölker unter einer Königin. Wir Menschen sind Säugetiere, die Partnerschaftten von mitfühlenden, denkenden Frauen und Männern erstrebten. Unsere Vorgänger entwickelten einen Verbundenheits-Sinn für persönliches Glück. Es ist Beweggrund und Überlebensgrund von menschlichem Leben. Persönliche Zuneigungen und Liebe geben Sinn und Erfüllung. Gemeinsam sorgen Väter und Mütter für einander. Männer und Frauen sorgen für Kinder. Sie geben Sicherheit, und sorgen für die Gegenwart und die Zukunft. Dazu gehört auch ein Glück, 'sein-eigener-Herr-zu sein' und die eigenen Fähigkeiten zu entfalten. Balancen schaffen für Geben und für Nehmen sind die eigentliche Arbeit für das Gehirn.

      UNSER MENSCHENHERZ       Erfahrungen mit einander, mit Pflanzen und mit , Tieren formten Körper und Seele. Als Besonderheit entwickelten Menschen Bewusstsein und gegenseitiges Hilfe-Geben und -Nehmen. Sie bestimmen unser Lebendigsein bis heute. Albert Schweitzer formulierte die Erkenntnis: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will". Daraus ergab sich für ihn ein "geistiges Verhältnis zum Universum", und er erkannte : "Ehrfurcht vor dem Leben ist das höchste Gesetz".

       Wenn sie uns auch im alltäglichen, praktischen Leben bewusst wird, gilts sie auch einer respektvoll geachteten Welt. Unser Bewusstsein registriert nicht nur, was in uns vorgeht sondern auch in anderen. Unsere Aufmerksamkeit ist an allem interessiert. Wir haben sogar Fähigkeit, uns mit allem nur Möglichen identifizieren zu können. Andere Personen, Dinge und Ereignisse werden ein Teil von uns selber mit teilweise seltsamen Folgen. Schuld und Schuldgefühle kommen aus dieser Energie. Wenn Menschen Mitfühlen verweigern und sie anderen schwere Schäden zufügen, haben sie als legitime Strafen verschiedene Formen von Auschluss aus der Gesellschaft erfunden.

       Zu unserer wohlwollende Energie gehört die andere Seite. Sie kann gleichgültig, feindselig oder auch tolerant sein. Sie kann sagen: "Ich mag dich nicht. Dich soll es nicht geben." oder auch tolerant sein. Unsere lebenfördernde Gebe-Energie bewegt ursprünglich die Eltern von Kindern. Die Zuwendung zu gleichrangigen, erwachsenen Gruppenmitgliedern ist eine erweiterte, evolutionäre Zuneigung. Unsere Lebensliebe formte ein personhaftes 'Ich-und-Du', durch Andere in verschiedener Weise zu Partnern werden. Worte aus der Gefühlswelt können sagen in Ergänzung zu Albert Schweizers Erkenntnis: "Ich bin Liebe, die lieben will - inmitten von Liebe, die lieben und geliebt sein will." Tiefe Identifikationen zeigen sich schmerrzlich bei Verlusten durch Trauern, wenn nahestehende Personen oder Bedeutsames von uns gegangen ist.

     Die Evolution unseres ungewöhnlichen Menschenlebens vollzog sich in Klein-Gruppen. In ihnen hielten die Menschen zusammen und unterstützten sich. Sie trafen. Verabredungen, und Verbundenheiten formten sich. Die Lebensformen vormenschlichen Primaten sind unsere Vergangenheit. Besonder in großen, unpersönlichen Gesellschaften sehen wir andere als Konkurrenten oder Feinde. Unser Person-Sein und Verbunden-Sein bedeuten eine uns herausfordernde Balance-Arbeit. Sie zu meistern ist der Preis für unser Mensch-Sein.

     In der Kindheit waren unsere Eltern das unbewusste Vorbilld für alles Tun. Wenn Säuglinge Hunger haben und schreien, bedeutet 'Stillen' auch die erneuerte Vergewisserung ihres Verbundenseins. Ihre Erfüllung gibt das Gefühl von Vollständigkeit. Beim Fehlen dieser doppelten Erfüllung entscheiden sich Kinder in frühen Lebensjahren manchmal: "Ich werde alles anders machen als ihr." Eine lebenslange Oppostionshaltung kann die Folge sein. Neben der Erfüllung von Pflichten und Wünschen kennen Menschen das Gefühl von "Verantwortung". Das schöne Wort "Liebe" beschreibt menschliche Zuwendung aus dem Quellgrund des Lebens.

      VERLETZUNGEN UND GLÜCK DES MENSCHENHERZENS    Geben und Nehmen beginnen im Mutterleib. Beide wirken aus einem körperlich innewohnenden 'Urvertrauen' und einem fließenden Energiestrom. Er ist positiv gestimmte Urenergie, die sagt: "Ich bin ok, du bist ok. Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das leben will." Diese kleinen Sätze spiegeln Selbstvertrauen und Weltvertrauen. In Kontakt mit ihnen entspringen lebenszugewandte Handlungen. Neue Lebensgestalten öffnen sich und wollen ergriffen werden. Kinder, die unterbrochene Verbundenheiten erleben mussten, speichern in den Schatzkisten ihrer Körper und Seelen zahlreiche Abwehrreaktionen. Zur Verteidigung formt die Lebenskraft Ängste, Aggression, Flucht oder Betäubung. Wie kann man von ihnen Abschied nehmen?

     Neben Tränen des Schmerzes gibt es Tränen des Glücks. Wenn Verlorenes oder Getrenntes wieder zusammenkommen, können Freidentränen fließen. Sie sind die Perlen des Herzens. Die Seele fließt über. Sie kann die Freude über etwas Großes kaum fassen. Sie kann bei Rettung aus überstandenn Gefahren, bei Wiederfinden von verlorenen Kostbarkeiten, Freiheit, Würde oder Verbundenheiten hervorkommen. Bei manchen Menschen strömen Freudentränen nach extremen Anstrengungen oder beendetem Warten. Olympiasieger strahlten bei Überreichung erkämpfter Medaillien. Heilige Schauer erfassen manche beim Erleben von Harmonien in Natur, Kunst, Musik oder Beifall.

      Menschen berichten, dass Verluste und Schmerzen ihnen klar machten, was die wesentlichen, schätzbaren Dinge des Lebens sind. Damit treten wir in ein "geistiges Verhältnis zum Universum"*, wie Albert Schweizer es von sich sagte. Das Menschenherz ruft: "Ich lebe und liebe." Jeder Geborene erfuhr Lebensglück und Jubel beim Einnnisten in den Mutterleib. Diese Erfahrung und ihre Verbundenheit wirkt in der Freude am Leben zu sein und in später gefundenen glücklichen Partnerschaften. Leben ist mehr als Überleben. Die Erde ist mehr als ein verworrenes Schlamassel oder als ein chaotischer Materiehaufen. Das "Du" in uns ist voller Zustimmung zu einer wundersamen, abenteuerlichen Wirklichkeit. "Du, Universum, schenkst Lebenszeit, gibst Identität zum Menschsein und Bewusstsein."

© Meditation 8, -23.3.2023 - *Albert Schweitzer "Die Ehrfurcht vor dem Leben',4.Aufl 1984, S.20ff

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